WISSEN und FAQ

Infos und Begriffe rund um Bewegung

Soma - der von innen wahrgenommene Körper

Thomas Hanna, Philosoph, Schüler von Feldenkrais erforschte lebenslang die Sicht von Innen her auf uns selbst. Er entdeckte, dass mit gezielten Übungen und konzentriertem Vorgehen, Verspannungen und eingeübte Körpermuster korrigiert werden können. Sein Hauptaugenmerk lag auf dem Vorgehen, wie diese Muster geändert werden können. Hanna hat dies in mehreren Publikationen beschrieben, im deutschen Sprachraum ist insbesondere das Buch: "Beweglich sein - ein Leben lang" bekannt geworden. Wenige Monate vor seinem Tod begann er zu unterrichten, seine Frau und längjähirige Begleiterin setzt das von ihm ausgearbeitete Curriculum seitdem am Novato Institute in Kalifornien fort.  

Ich kombiniere diesen Ansatz mit Techniken des Sports, der Meditation und Konzentration und  der Psychotherapie, weil sie schlicht weitere Aspekte des Soma darstellen, die sich für die Steuerung von Innen hervorragend nutzen lassen. 

 

 

Dehnen vs Exzentrische Kontraktion

Dehnen ist ein Zug an einem Muskel zur Erhöhung der allgemeinen Beweglichkeit. Die beteiligten Systeme sind der Muskel, das Bindegewebe und Nervenverbindungen im Rückenmark für den Schutzreflex bei einer Überdehnung.
Bei der exzentrischen Kontraktion wird der Muskel gegen einen Widerstand wie der Schwerkraft oder der Hand des Trainers angespannt und dann sehr langsam, und unter voller Konzentration gelöst. Die Steuerung dieser Bewegung erfolgt aus dem zentralen Nervensystem, durch das willkürliche Anspannen und Lösen werden im Gegensatz zum normalen Stretching, unterschiedliche motorische und sensorische Systeme (=Soma) im Gehirn in Anspruch genommen und trainiert. 
Das Ergebnis ist eine differenziertere Bewegung und ein größerer Bewegungsspielraum.

 

 

Agonist / Antagonist 

Ein Muskel kann nur beim Zusammenziehen Kraft ausüben. Für eine Bewegung in die entgegengesetzte Richtung braucht es einen Gegenspieler, der Antagonist.

 

 

Verkürzter Muskel

die Ruhelänge und das Längenänderungsvermögen eines Muskels ergeben sich aus seiner tagtäglichen Beanspruchung. Der Muskel wird an seine Aufgabe angepasst. Eine scheinbare Verkürzung kann daher nur durch Bewegung und einer Veränderung der Gewohnheiten behoben werden.

 

 

Das Zweite Erwachsensein

Die wichtigsten Informationen für unsere "Art" werden durch Vererbung von einer Generation zur nächsten übergeben. In der Regel ist das im Durchschnitt beim Mann mit 38, bei Frauen mit 40 Jahren geschehen. Denn dann sind in der Regel die Kinder gezeugt und das Erbgut ist weitergegeben.

Ab diesem Zeitpunk, wenn die Kinder gezeugt sind, können keine genetischen Informationen mehr weitergegeben werden. Schlicht weil es dafür keinen (genetischen) Informationskanal gibt. Der Psychologe Thomas Heiber nennt dies das zweite Erwachsenwerden.

Das Entscheidende ist, bis zu diesem Zeitpunkt kann die Natur als Trägerin der Evolution das Erbgut optimieren und weitergeben. Wenn aber keine Informationsweitergabe mehr da ist, funktioniert das nicht mehr. Das bedeutet, das ab diesem Zeitpunkt, jeder selbst für sich gesundheitlich verantwortlich ist.

 

 

Altern

Älter werden ist für die meisten von uns ein unbekanntes, ängstigendes Phänomen, das man möglichst weit von sich schiebt.
Es braucht Mut und Einsicht, dass dieser Prozess unaufhaltsam kommt. Leider endet bei den meisten das Lernen mit Schule und Ausbildung. Eine Vorbereitung auf das Altwerden ist bisher nirgends realisiert. Das halte ich für einen Fehler, nicht aus der Idee der Optimierung heraus, sondern aus der Tatsache, dass das Leben im Alter immer komplexer und komplizierter wird. Es sind Aufgaben zu bewältigen, die integraler Bestandteil des Lebens sind, die wir in unserer Fixierung auf Jugend und Krafthöhepunkt zum Teil völlig übersehen. Als Erwachsene sorgen wir für unsere Kinder, dass diese gute Chancen im Leben haben, in dem wir sie dafür angemessen ausbilden. Dieser Teil fehlt bisher in unserem Denken und Handeln für den zweiten Teil des Lebens fast komplett, als lohne es sich nicht, darüber Worte zu verlieren. 

Meine Erfahrung, die ich hier weitergebe, ist dass grad für das Alter eine Menge an Wissen notwendig ist, die in Fülle und Anwendung erst jene Weisheit erzeugen kann, für die das Alter immer wieder auch eine Quelle war. Weisheit aber kommt nicht aus dem Nichts, sondern aus einer intensiven Auseinandersetzung und Üben von Leben und Lebendigkeit. 

Lebensfreude aus dem Wissen, wie die Sache funktioniert. 

Senosmotorische Amnesie

Die meisten Schmerzen, Verspannungen, Einschränkungen und strukturellen Schäden an unserem Körper entstehen durch die Art und Weise, wie wir unseren Körper gewohnheitsmäßig benutzen, das heisst wie wie stehen, gehen und uns bewegen. Die Art und Weise wie wir das tun, wird durch erlernte Muster bestimmt, die wir als Muskelgedächtnis bezeichnen. Diese Muster sind so tief eingeübt, das wir sie oft gar nicht mehr als eigenes Tun wahrnehmen und deswegen  bewußt nicht mehr ändern können.

 

 

Exzentrische Kontraktion oder die Kunst des Loslassen

Bei einer zentrischen Kontraktion wird der Muskel während der Ausübung verkürzt, beispielsweise beim Anheben einer Hantel. Die Konzentration liegt dabei meist auf dem Vorgang der Anspannung. Bei einer langsam ausgeführten konzentrischen Aktion wird der Muskel während der Bewegung verlängert, die Hantel also abgesenkt. Der Fokus liegt hier nicht auf dem Anspannen, sondern auf dem Lösen der Muskulatur.  Damit trainieren wir hier nicht nur  Muskelkraft sondern auch die Fähigkeit Muskulatur locker zu lassen.

 

 

Muster/Gewohnheiten

"Durch die Fähigkeit der  Mustererkennung bringt unser Gehirn Ordnung in den zunächst chaotischen Strom der Sinneswahrnehmungen" (Wikipedia) 

Nur durch Muster ist es möglich wiederkehrende Elemente abzuspeichern und wieder zu erkennen. Das ist ein komplexes Vorgehen, da Muster selbst auf spezifischen Mustererkennungen im Gehirn beruhen, die letztlich in der Struktur von uns selbst begründet sind. Daher beruht die Vorstellung der Welt nur auf der Anzahl erkannter Muster. Muster, die wir nicht wahrnehmen, scheinen nicht zu existieren. Das Nichterkennen von den Mustern insbesondere des Älterwerden stellt für viele ein Problem da, dass sie noch nicht einmal erkennen können. Muster  beziehen sich auf alles was wir wahrnehmen, Visuelles, Sprache, Bewegung, etc.


Während wir aufwachsen, lernt unser Nervensystem Muster, oft kulturell ziemlich verschieden.Ein gutes Beispiel dafür sind die verschiedenen Sprachen, die ins sich verschiedene Muster und Mustererkennungen darstellen.  

Je öfters sich ein Muster wiederholt, desto tiefer wird es gelernt. Das gilt auch für all wiederholenden Bewegungen, die dabei zu einem Bewegungsmuster werden, wie zum Beispiel das Gehen. Nach einer Weile werden Muster so tief gelernt, dass wir nicht einmal darüber nachdenken müssen, um sie auszuführen.  Das nennen wir Muskelgedächtnis.
Diese Muster können wir nicht durch Dehnen, Kräftigung oder Massage der Muskulatur ändern. Verändern lassen sich Bewegungsmuster nur so, wie sie entstanden sind, durch einen Lernprozess.

 

 

Reflex vs Willkürbewegung

Ein Reflex ist eine unmittelbare, nicht willkürliche und stets gleiche Reaktion auf einen bestimmten Reiz, eine fast 'fest verdrahtete Reaktion'. Sie kann sehr einfach bis sehr komplex sein. Beispiel ist der Schutzreflex bei einer Überdehnung des Muskels, der eine automatische Kontraktion und somit Schutz vor einer Überstreckung vorbeugt, oder das ruckartige Zurückziehen der ganzen Hand, verbrennt man sich den Finger an einer Herdplatte.  Im Unterschied dazu werden Willkürbewegungen aus dem vorderen Teil unsere Gehirns gesteuert und führen ganz bewusst jede Nuance einer Bewegung aus. Dabei werden ständig motorische und sensorische Informationen abgeglichen. Werden diese Willkürbewegungen wiederholt, bilden sich Bewegungsmuster, die ähnlich wie Reflexe automatisch abgearbeitet werden können. Beispiele dafür wären ein Musiker beim musizieren oder ein langjähriger Autofahrer.

 

 

Pandikulation

Thomas Hanna entdeckte, dass er mit Hilfe einer Mischung aus konzentrischer Kontraktion, kontrollierter Belastung durch die Practicioner und Konzentration einen verspannten Muskel positiv verändern konnte. Er nannte diese gemeinsam mit dem Klienten ausgeführte Bewegung Pandikulation und schuf daraus ein umfangreiches System. 

 

 

Hanna Somatics im Vergleich zu anderen Methoden

"HSE [Hanna Somatic Education, Anm.d.V.] has a Feldenkrais lineage and there are some things in common, but Thomas found himself evolving in a somewhat different direction. In Feldenkrais clinical work, the practitioner moves the person, whereas with HSE, the person is moving, and more importantly, the 
person is doing voluntary movement. HSE uses different areas of the brain than most pain relief methods, especially the voluntary motor cortex. Hands-on work (where the practitioner moves the person) doesnot involve the motor cortex at all. The cortex is key in that muscle relaxation is fostered by the motor cortex, so the tension/coordination changes are incorporated into the person’s neurophysiology and have a more lasting effect. The primary benefit for the person is in becoming his or her own somatic educator, not having to rely on someone else. When something comes up, they know what to do about it. Oh, I can do my Somatics."

Eleanor Criswell Hanna in Association For Hanna Somatic Education®, Inc

 

© Copyright. Alle Rechte vorbehalten.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Wir benötigen Ihre Zustimmung zum Laden der Übersetzungen

Wir nutzen einen Drittanbieter-Service, um den Inhalt der Website zu übersetzen, der möglicherweise Daten über Ihre Aktivitäten sammelt. Bitte überprüfen Sie die Details in der Datenschutzerklärung und akzeptieren Sie den Dienst, um die Übersetzungen zu sehen.